...oder warum Cornwall in England liegt und wir da unbedingt hin müssen wollen fahren werden. Wir schreiben Oktober im Jahre des Herrn 2019. Großbritannien fühlt sich besetzt und will sich zur Nordseeinsel transformieren. Bevor das passiert schauen wir nochmals vorbei um nach dem Rechten zu sehen, also dem Rechten nicht den Rechten. Nach denen wollen wir gar nicht sehen, die wollen wir eigentlich überhaupt nicht irgendwo sehen, aber eben vor allem nicht im Urlaub.
Anfang des Jahres besuchten wir unsere Tochter in den USA, allerdings weilt sie mittlerweile wieder in heimatlicheren Gefilden wenn man mal die Bodenseeregion so betiteln möchte. Allerdings hat sich unser Ältester im September in Richtung England verabschiedet. Man könnte sich jetzt fragen was ihn da so geritten hat, ausgerechnet in das Land der Angelsachsen zu ziehen. Aber er ist ja erwachsen und kann tun und lassen was er will.
Weil wir mittlerweile durchaus schon wieder etwas urlaubsreif sind, besuchen wir ihn einfach und vermischen auf diese Weise das Nützliche mit dem Angenehmen. Unser letzter Trip nach England liegt schon wieder ein wenig zurück und die Ecke Cornwall hatten wir damals ausgespart. Dies werden wir in den nächsten Wochen ändern. Mal sehen ob das Thema Brexit in England eine Rolle spielt oder ob es den Leuten auf dem Lande schlichtweg egal ist. Man weiß es nicht.
Ich bin, und das gebe ich gerne zu, ein glühender Verfechter des vereinten Europas. Ich kann die Argumente der Gegenseite durchaus verstehen und akzeptieren, aber aus meiner Sicht spricht die kriegslose Zeit seit 1945 auf dem europäischen Kontinent, sparen wir mal den Balkan aus, eindeutig für ein vereintes Europa. Ein besseres Argument gibt es aus meiner Sicht nicht. Wenn jedes Land "wir zuerst" brüllt, werden wir um Kriege in der Zukunft nicht mehr herumkommen. Ich hoffe ich muss das nicht mehr erleben, aber man denkt ja für seine Kinder mit.
Aber lassen wir einmal das politisieren, die nächsten 18 Tage soll der Spaß an erster Stelle stehen. Wir werden wandern bis die Schuhe glühen, wir werden uns durch die Speisekarten der Insel essen und je nach Wetterlage auch die Museen verunsichern. Ich freue mich auf das was da so auf uns zu kommt. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen.
Donnerstag, 03.10.2019:
Unser Herbstabenteuer England startet früh am Morgen. Frühes Aufstehen und noch in der Dunkelheit losfahren gehört irgendwie zum Urlaubserlebnis dazu. Die Autobahnen sind noch leer und man kann entspannt losrollen. Wobei ich wohl der Entspannteste bin. Autoschlafen ist meine Leidenschaft. Mir reichen 1 min. auf dem Beifahrersitz und ich bin weg. Heute Morgen bleibe ich aus Höflichkeit aber gleich die komplette erste Stunde wach, aber dann hält mich und ihn (den Schlaf) niemand mehr auf und es geht dahin. Gibt es was schöneres, ich begebe mich komplett in die Hände meiner Frau. Habe ich schon erwähnt, ich liebe es im Auto zu schlafen.
Irgendwann ist aber auch dieses Thema gegessen und ich muss ans Steuer. Während ich wie erwähnt nur kurze Zeit auf dem Beifahrersitz verbringen muss um ins Traumland hinüberzugleiten, klappt dies bei meiner Frau nur eingeschränkt bzw. meistens gar nicht. Entweder ich habe mehr vertrauen zu ihren Fahrkünsten als umgekehrt oder sie liebt es nicht so wie ich. Irgendetwas davon wird es schon sein, ich hoffe natürlich auf zweiteres.
Während die Autobahnen in Deutschland zu früher Stunde und dann auch noch am Feiertag leer sind, hält dieser Zustand nach Überschreiten der Grenze in Richtung Niederlande und Belgien nicht lange an. Vor allem rund um Brüssel ist die Hölle los. Aber auch danach wird es nicht unbedingt entspannter. Was uns auffällt sind die Unmengen an LKW`s. Eine nicht enden wollende Schlange aus Truckern bevölkert die rechte Fahrspur. Der helle Wahnsinn, soviel Laster auf einen Fleck. Wo wollen die alle hin?
Trotz den vollen Strassen in Belgien erreichen wir gegen früheren Nachmittag unser Ziel Dünnkirchen. Von hier aus wird uns die Fähre nach Dover bringen. Dünnkirchen oder französisch geschrieben Dunkerque war bis vor wenigen Jahren eine Stadt in Nordfrankreich, die mir obwohl hier schon mal angekommen mit der Fähre von Dover nicht nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Allerdings hat im Jahre 2017 Christopher Nolan diesen Ort zurück in das Gedächtnis der Geschichte gebracht mit seinem Film "Dunkirk". Im Film wird die Evakuierung der britischen Soldaten am Strand von Dünnkirchen beschrieben, die hier am Strand zwischen dem 26. Mai und dem 04. Juni 1940 eingekesselt waren. Ein unbedingt sehenswerter Film, der mich by the way wieder zurück bringt zur These der Einleitung. Ihr wisst schon Europa usw. Dies sei nur kurz erwähnt. Krieg ist wirklich absolut sinnlos.
Die Reste alter Schiffswracks sind am Strand zu finden und natürlich auch die unvermeidlichen Betonbunker der Deutschen.
Wir konnten uns auf jeden Fall etwas die Füße vertreten und auch das Handy meiner Frau war zufrieden. Vielleicht muss ich das erklären. Das Handy zählt die Anzahl der Schritte jeden Tag und meldet sich dann wenn es zufrieden ist. Zufrieden ist es erst mit deren 10.000, was im Normalfall so ca. 7 km sind. Normalerweise kaufen sich die Menschen dafür mittlerweile hundsteure Uhren die ihnen diese Infos überbringen. Dieses Handy allerdings hat plötzlich damit angefangen ohne von meiner Frau oder sonstwen dafür bezahlt worden zu sein. Einfach von sich aus. Zwischendrin hatte ich etwas damit rumgespielt und sinnlose Updates auf das Handy gespielt. Da war dann eine kurze Zeit wieder Ruhe eingekehrt. Mittlerweile allerdings klappt das wieder wie früher. Wie sagte schon Jeff Goldblum in Jurrasic Park: "Das Leben findet einen Weg". Das Leben des Handys auf jeden Fall.
Ach da fallen mir noch zwei kurze Schreckgeschichten der Anfahrt ein. Nummero Uno betrifft den Fotoapparat. Den hatte mein Sohn auf seiner Bachelorreise in die USA dieses Jahr dabei. Irgendwann rund um Salt Lake City wollte er nicht mehr und hat seinen Geist aufgegeben. Zuhause wieder angekommen habe ich einen Ersatzakku gekauft und siehe da, er ging wieder. Die Reparatur war auf jeden Fall um einiges günstiger als einen neuen anschaffen zu müssen. Blöderweise haben wir einen alten kaputten Fotoapparat den wir kurz vor der Abreise ausprobierten, der aber nicht mehr funkte, aus Versehen statt dem reparierten mitgenommen. Also gibt es in diesem Urlaub nur Fotos die von unseren beiden Handys geschossen worden sind. Kann man nix machen.
Zweiter Schreckmoment ereilte uns in Belgien. Meine Frau zog die Buchungsunterlagen der Fähre heraus und las plötzlich etwas von einem Reisepass den man brauchen würde. Wir haben doch nach England keinen Reisepass dabei. Noch sind die Engländer ein Teil Europas. Der Personalausweis hat doch immer gereicht. Ab dem 01. November kann dies anders aussehen, aber doch jetzt noch nicht. Wir hätten die Buchungsunterlagen vielleicht daheim etwas genauer ansehen sollen. Aber jetzt hatten wir bereits Brüssel hinter uns. Wieder nach Hause fahren war also keine Option. Allerdings beruhigte uns ein kurzer Anruf bei unserem Sohn in Coventry etwas. Er war vor 3 Wochen ebenfalls von Dünkirchen aus nach England übergesetzt und musste nur den Perso vorzeigen.
Tja so kann man solche Reisetage interessant gestalten. Irgendwann hatten wir aber alle Formalitäten hinter uns gebracht und warteten am Fähranleger auf unsere Fähre.
Das Abenteuer England bzw. Cornwall oder übersetzt Maiswand konnte beginnen.