Montag, der 07. Okt. 2019. Das wunderschöne Wetter von gestern hat sich verzogen, sozusagen aus dem Staub gemacht. Auch unser Sohn verlässt uns heute Morgen wieder und zieht von dannen. Wir aber bleiben hier und besser noch, wir werden weiter gen Südwesten ziehen. Der Südwesten hat uns schon immer angezogen, sei es in den USA oder in Deutschland, oder in Bayern. Ganz egal, also wird auch der Südwesten hier in England uns gefallen. Wo verschlägt es uns heute hin? Wieder einmal Zeit für eine Landkarte.
Das Ziel ist heute den südwestlichsten Zipfel von England zu erreichen. 122 Meilen sind es von Torquay bis nach Pendeen, unserem nächsten Übernachtungsziel. Für 3 Nächte haben wir dort eine tolle Wohnung in der ehemaligen Stallung des Pfarrhauses gemietet. Aber dazu vielleicht später mehr.
Unser 1. Ziel des Tages war aber das Bodmin Moor. Bis zum heutigen Tag hatte ich noch nie etwas von diesem Moor gehört. Aber heute war im Städtchen Minions eine Wanderung geplant und brachte so diesen Teil Englands auf unsere ganz persönliche Landkarte.
Ein paar Fakten zum Bodmin Moor: Größe 208 km², ein sogenanntes Hochmoor, also ähnlich wie das Dartmoor. Auf den Gipfeln des hügeligen Landes kann man sogenannte Tore sehen, wobei Tore einfach nur ein anderes Wort für Gesteinsformationen ist. Mittlerweile ist das Bodmin Moor nur noch vereinzelt bewohnt, allerdings war es zur Bronzezeit hier maximal dicht besiedelt. Hier findet man auch die "Hurlers". Hurlers sind Steinkreise die hier ca. 2500 - 2000 vor Christus angelegt wurden.
Warum, wieso, weshalb, weiß man bis heute nicht und wird es wohl auch nie erfahren. Damals wurde ja nichts aufgeschrieben. Also bleibt der Grund für die vielen Steinkreise in England nebulös wie das Bild. Wenn man nichts weiß, dann stellt man eine Theorie auf. Diese ist dann zunächst einmal zu widerlegen oder zu beweisen. Die hiesigen Menschen z.B. stellten die Theorie auf, die Steine der Steinkreise sind Menschen, die weil sie an einem Sonntag Ball spielten, hier versteinert worden sind. Ob man so die Kinder abschrecken wollte? Wahrscheinlich. Es war schon in früheren Jahrhunderten für die Kinder spannender mit dem Ball zu spielen, als in die Kirche zu gehen.
Hier in Minions gibt es gleich 3 solcher Hurlers, aufgestellt in einer Formation hintereinander.
Das obige Bild wurde kurz vor Ende unserer Wanderung gemacht. Mittlerweile hatte sich der Nebel etwas verzogen. Während der Wanderung allerdings war er vorhanden. Unser Rother Führer warnt ganz eindrücklich davor im Moor bei Nebel unterwegs zu sein. Man sollte dann zumindest die Kunst des Kartenlesens und Navigierens mittels Kompass kennen. Wir hatten zwar keinen Kompass dabei, dafür aber eine Topomap auf meinem Mobilphone. So konnte eigentlich nichts schief gehen und die Wanderung blieb mystisch. Wer näheres darüber statistisch erfahren will, hier wäre der Link dafür: Link
Im Hintergrund kann man noch verschwommen die Steinkreise erkennen. Plötzlich tat sich folgendes Loch vor uns auf.
Ein ehemaliger Steinbruch aus dem vorletzten Jahrhundert wurde mit Wasser geflutet. Bei Sonne bestimmt ein wunderschöner Anblick, bei Nebel.....auch.
Danach navigierten wir über die Prärie, die hier ein Moor ist und sind nicht versunken. Andere Menschen haben wir aber auch nicht gesehen. Weil wir ja schon mal hier sind, haben wir den Stowes Hill erklommen und eine weitere Sehenswürdigkeit der Gegend gefunden.
Okay das wäre Stowes Hill, aber nicht die Sehenswürdigkeit. Die kommt jetzt...
Darf ich vorstellen, der die das Cheesewring. Ein monumentaler Steinhaufen, der so gar nicht natürlich aussieht, es aber trotzdem sein soll.
Vorsichtshalber hat man ihm aber rechts etwas Hilfestellung gegeben, damit er nicht umkippt. Ist so ähnlich wie mit dem Delicate Arch im Arches N.P., da hat ja auch noch niemand gemerkt wie er gestützt wird...Upps habe ich jetzt ein Geheimnis verraten. Wollte ich nicht, Nein der Delicate Arch ist natürlich natürlich. Auch die Cheesewrings sind natürlichen Ursprungs, werden hier aber noch etwas länger erhalten als von der Natur vorgesehen.
Das mit dem Delicate Arch war natürlich nur Quatsch, nicht dass noch irgendwelche Gerüche aufkommen.
Aus dem Nebel tauchte dann irgendwann ein Turm oder hohes Haus auf. Dieser Turm war aber nicht der einzige in dieser Gegend. Die Auflösung des Rätsel. Im Jahre 1836 wurde hier Kupfer gefunden. Dieser Fund machte die Gegend auf einen Schlag interessant für all die Minenarbeiter deren Minen in Cornwall gerade am schließen waren. So kam es dass die Gegend hier zu einem der größten Fundorte für Kupfer der damaligen Zeit wurde. Allerdings währte auch dieses Zeitalter nicht ewig. Die Konkurrenz im Ausland machte der Wirtschaftlichkeit der Minen zu schaffen. Bis zum Jahre 1914 schloss dann auch die letzte der Minen im Bodmin Moor. Die Minenarbeiter mussten das Moor wieder verlassen. Einige zogen zu anderen Minen in Britanien, andere wiederum zu Minen in Südafrika, USA oder Australien.
Ebenso wurde in den Steinbrüchen der Gegend Granit abgebaut. Beispielsweise wurde die Tower Bridge of London aus Granit aus dem Bodmin Moor gebaut. Wenn ihr euch jetzt fragt, woher weiß der Teufelskerl nur das alles. Im WWW findet man nur wenige Infos über Bodmin Moor und Minions? Im Turm befand sich eine Art Visitor Center, der diese Art Fragen beantwortete.
Für was waren jetzt die Türme da? In den Türmen selber befand sich zur Zeit der Minen Dampfmaschinen die die Männer mit Hilfe einer Seilwinde in die Tiefe zum Abbau des Kupfers brachten und natürlich die Erde mit dem Kupfer wieder nach oben schafften. Bis zu 12 to. Kohle verbrauchte so eine Dampfmaschine am Tag. Kohle die hierher verfrachtet werden musste. Eine der logistischen Meisterleistungen der damaligen Zeit.
Als wir wieder umfassend informiert aus dem Visitor Center ins Freie traten war der Nebel auf einmal verschwunden. Einfach so, wir fragten uns schon wie lange wir eigentlich dort verbracht hatten.
So ging die Wanderung nach 2 1/4 Stunden und 6 km zu Ende. Auf der Weiterfahrt sahen wir plötzlich die Türme der diversen Minen überall in der Landschaft stehen.
Wir nahmen noch ein kleines aber feines verspätetes Lunch am Kofferraum zu uns und dann ging es in Richtung tiefstes Cornwall. Das dortige gebuchte Appartement befindet sich innerhalb eines ehemaligen Pfarrhofes. Eine wirklich wunderschöne Location. Zum Abschied des Tages noch unseren Blick aus dem Wohnzimmer heraus. Ist das nicht urig?