Guten Morgen aus dem Outback. Halt das war in Australien, egal hier ist es auch ziemlich out und vor allem Backcountry. Wir befinden uns fernab jeder Zivilisation, mitten im Südwesten und haben wunderbar geschlafen. Mensch haben wir geschlafen. Gestern Abend um kurz nach 9.15 Uhr bin ich weggedöst und war zwischendurch immer nur kurz wach um die Sterne zu bewundern, die absolute Dunkelheit zu genießen und dann war ich aber auch schon wieder im Reich der Träume.
Gestern Abend im Auto war es noch ziemlich warm gewesen. Der Campingplatz verfügt über keinerlei Schatten, was natürlich auch nicht so wichtig ist. Hier hat sowieso jedes Campingmobil eine Klimaanlage. Im Laufe der Nacht wurde es aber zunehmend kühler und ab ca. Mitternacht war es richtig angenehm im Auto. Erst um kurz nach 6.15 Uhr war dann die Nacht vorüber. 9 Stunden Schlaf, das reicht bei mir fast für 2 Nächte. Bei meiner Frau ist das normaler Durchschnitt, aber bei mir...
Was für ein Frühstückspanorama. Ist das nicht eine Wucht. Bevor ihr euch fragt, Bier zum Frühstück? Naja, wenn man´s braucht. Die Flaschen sind allerdings Apple Beer, was ich mal frei als Apfelmost übersetzt habe und nicht widerstehen konnte und gestern im Supermarkt mitgenommen hatte. Geschmeckt hat es allerdings mehr nach Apfelschorle mit Kohlensäure. Aber es hat geschmeckt, das ist ja das wichtigste.
Kleine Anmerkung zum Namen Gretchen habe ich auch noch. Es hat mich nicht losgelassen und ich habe mal recherchiert wo der Name eigentlich her kommt. Mehr als das Käthchen aus Heilbronn kannte ich auch nicht. Hat aber damit nichts zu tun. Das große weite Internet, als es dann wieder mal ging, konnte mir folgendes erzählen: Gretchen ist nur der Spitzname für Margarethe oder Magaretha. Selbst der Name des "Faust" Charakters war Magarethe. Gretchen ist auch da nur ihr Spitzname oder ihre Kurzform.
Wieder etwas dazu gelernt. Den Namen Gretchen an sich gibt es gar nicht, zumindest nicht als deutschen Vornamen. Hatte ich also gestern nicht ganz unrecht. Wobei wenn einem der Name gefällt, warum nicht. Es gibt ja auch Max als Vornamen, obwohl der nur eine Abkürzung von Maximilian ist. Kommen wir aber wieder zum Wesentlichen des Tages...
Ein letzter Blick auf unsere Nächtigungsstelle vom Hite-Overlook aus. Das Wetter schien auch heute Widergutmachung anzustreben. Das geht einem doch das Herz auf.
Wie bereits gestern erwähnt, mit See ist hier in Hite nicht weit her. Der Colorado hat sich trotz seiner momentanen Wassermassen in seinen natürlichen Lauf zurückgezogen. Ich hab mal ein paar Vergleichsfotos aus dem Jahre 2008 herausgesucht. Für was alles so Reiseberichte doch gut sind.
Die Bilder aus dem Jahre 2008 sind übrigens Ende Juni entstanden. Ob man diese Momentaufnahme jetzt als generelle Abnahme des Wassers im Lake Powell interpretieren darf sei mal dahin gestellt. Das wären einfach zu wenig Daten. Im Visitor Center in Page kann man eine Statistik verfolgen über die Wassermenge im See seit Bau des Damms. Letztes Jahr lag die Wasserhöhe über dem Allzeitdurchschnitt. Aber was sagt ein Durchschnitt schon aus.
Kommen wir aber wieder zum heutigen Tag. Unser erstes Ziel hieß Leprechaun Canyon. Hier hatten sich mehrere Familien zum Memorial Day Weekend am Trailhead niedergelassen. Als wir parkten begrüßten uns zwei Hunde. Sie waren allerdings weniger Wachhunde, als Hunde die einfach gestreichelt werden wollten.
Zum Leprechaun Canyon gibt es nur eines zu sagen, er ist wunderschön. Man muss nicht weit laufen um das hier zu sehen.
oder das hier
geschweige denn jenes
Danach ist aber auch für normale Wanderer wie uns sehr bald Ende. Weiter geht es nur mit spezieller Ausrüstung und wenn man nicht klaustrophobisch veranlagt ist.
Natürlich war aber auch der Weg hin zum Canyon wieder mit üppigem Grün versehen. Ihr merkt ich komme immer wieder auf das Grün zurück und ich bin farbenblind by the way. Aber als alter Südwesturlauber war es halt sehr ungewöhnlich.
Tja da mussten wir durch, irgendwie. Unsere Machete hatten wir blöderweise zu Hause gelassen.
Für die rund 4 km Wanderung waren wir mit Pause ca. 1,5 Stunden unterwegs. Im Canyon trafen wir auch auf zwei weitere Wanderer aus Deutschland. Kurzer Small Talk und weiter gings. Erst als wir uns ein paar Stunden später wieder trafen, wurde etwas mehr geratscht. Kein Wunder waren wir ja dann auch schon alte Bekannte.
Kurze Funfakt zum Leprechaun Canyon. Als ich ihn im Jahre 2008 zum ersten Mal bewandern wollte, fand ich ihn nicht. 2013 mit meinem Sohn auf der Father and Son-Tour fand ich ihn dann ohne Probleme und fragte mich damals schon, wie konnte ich beim ersten Mal nur so dumm gewesen sein. Er ist nämlich eigentlich gar nicht zu verfehlen. Heute dann sah ich woran ich damals scheiterte. Ich ging einfach den falschen Canyon entlang. Einen halben Kilometer vor dem eigentlichen Trailhead geht auch ein Weg von der Straße ab. Scheinbar halfen uns damals die Koordinaten nicht so richtig weiter oder das GPS war falsch eingestellt. Die Moral von der Geschichte, Vorbereitung ist die halbe Miete.
By the way im Laufe der Zeit werden alle Hikes die ihr hier lest natürlich auf der Hike-Seite nachzulesen sein, mit gpx-Daten und allem Pipapo. Falls jemand Interesse hat nachzuwandern.
Zum Abschluss nochmals ein Bild des Canyons. Unser nächstes Ziel wartete gut 12 Meilen weiter in Richtung Hanksville auf uns. Little Egypt wird dieser geologische Bereich genannt. Wobei ich das ägyptische daran nicht sofort erkenne.
Wir arbeiteten uns durch das Gebiet, schauten uns dieses und jenes an. Man könnte Stunden damit verbringen in den Steinformationen Tiere, Menschen oder sonstiges aus der Fabelwelt zu entdecken. Natürlich hat das Gebiet nicht die Größe des Goblin Valleys, aber uns hat es dennoch sehr gut gefallen.
Die Bilder zeigen natürlich nur ein paar Ausschnitte der Dinge die man hier sehen kann. Aber wir hatten heute noch mehr vor. Nächster Haltepunkt war der Trailhead zum Arsenic Arch. Den Arsenic Arch habe ich wieder mal Fritz Zehrer´s Internetseite abgeluchst und natürlich habe ich mir auch die Wegpunkte fein säuberlich in mein GPS-Gerät importiert. Gleich gegenüber der Einfahrt zum kleinen Ägypten geht es auf der anderen Seite in eine Dirtroad. Dieser ca. 5 Meilen folgen, dann kommt man an die Stelle von der man loslaufen sollte. Hier trafen wir auch unsere deutschen Wanderer aus dem Leprechaun Canyon. Sie kamen gerade vom Arch zurück und wollten jetzt anschließend die Steinformationen anschauen. Jetzt hatten wir auch wie erwähnt alle etwas Muße uns über die USA, das Wandern, das Gravelroadfahren und sonstiges auszutauschen. Die beiden hatten übrigens bei Rough Roads in Salt Lake City ihr Auto gemietet. Beim Namen bin ich mir nicht ganz sicher. Werde wohl noch recherchieren müssen deswegen. Auf jeden Fall kann man dort 4x4 Autos mieten, mit denen man auch Offroad fahren darf. Außerdem bekommt man garantiert das Auto und die Marke die man auch reserviert hat. Ich habe davon zwar schon mal gehört, aber die Adresse jetzt leider nicht parat. Ich werde diese im Nachhinein noch liefern. Versprochen!
Die beiden mussten allerdings morgen wieder zurück nach Salt Lake City fahren. Ihr Urlaub war so gut wie beendet. Sie gaben uns noch ein paar Tipps wie der Arch zu finden sei und dann verabschiedeten wir uns wieder. Ich hatte zwar noch nachgefragt ob die beiden in irgendwelchen Foren aktiv sind, aber sie haben sofort abgelehnt darüber zu sprechen. Keine Ahnung, sie wollten wohl anonym bleiben.
Wir zogen los und fanden zunächst den Weg auch sehr gut. Allerdings haben wir uns irgendwo zwischen den Wegpunkten verloren und standen an einer Abbruchkante, an der es kein Abstieg gab. Blöderweise passierte mir just in diesem Moment auch noch ein Missgeschick. Ich rutschte auf einer Steinplatte aus und ries mir dabei die Wade am spitzen Stein auf. Ich könnte jetzt schreiben, das Blut floss in Strömen. Immerhin floss es. Mit Blick auf den Arsenic Arch tauften wir diese Wanderung "Arsenic View Point Hike".
Lust den richtigen Weg zu suchen, hatte ich nach diesem Vorfall überhaupt keine mehr. Ich war froh wieder zurück zum Auto zu kommen und mich hinsetzen zu können. Aber natürlich bekommt ihr den Arch auch noch etwas näher zu sehen.
Der Blick auf den Arch war aber trotzdem sehr schön und auch die Landschaft hat hier etwas beruhigendes. Wer sich also den ganzen Weg sparen will, wir hätten eine Alternative. Außerdem gebe es noch eine zweite Alternative und dabei müsste man nicht mal aus dem Auto aussteigen. Bereits von der Dirtroad aus nach ca. 4 Meilen Anfahrt kann man den Arch sehen. Man muss natürlich wissen wo er ist. Aber mit ein wenig Suchen bekommt man das schon hin.
Nach den ganzen Besichtigungspunkten die wir heute schon abgearbeitet hatten, brauchten wir jetzt erst einmal einen Vanilla French. In Hanksville gibt es eine Tankstelle, die uns mit dem nötigsten versorgte. Wir fuhren von hier aus in Richtung Capitol Reef und nach Bicknell, unserem nächsten Aufenthaltsort für die Nacht. Dort hatten wir ca. 8 Meilen nach Torrey ein Motel für ganz schmales Geld ergattert. In Torrey wissen sie ja mittlerweile auch nicht mehr was sie verlangen sollen, v.a. wenn natürlich Memorial Day Weekend ist. Das Aquarius Inn ist für eine Nacht durchaus in Ordnung, wenn auch nicht gerade das Ritz Carlton. Leider ging hier das Internet so gut wie gar nicht. Der Live-Reisebericht geriet immer mehr ins stocken. Aber es gibt ja schlimmeres und immerhin wird ja alles im nachhinein abgedated.
Kurzer Situationsbericht vom Memorial Weekend gibt es auch noch. Zwischen Monticello und Hanksville war im Grunde nichts zu merken davon. Natürlich standen neben der Straße immer wieder mal Campingautos die es sich für das Wochenende bequem gemacht hatten, aber auch nicht mehr wie sonst. Im Natural Bridges N.M. war ebenfalls so gut wie nichts los. Jetzt aber im Capitol Reef N.P. waren sie wieder da. Überall standen die Autos am Wegesrand, die Parkplätze waren alle bereits mehr als überfüllt. Wir haben kurz mit dem Gedanken gespielt im Capitol Reef zu grillen, dies Vorhaben aber schnell wieder verworfen. Bei schönem Wetter ist im Englischen Garten in München weniger los als hier.
Morgen müssen die ganzen Weekend-Urlauber wieder Richtung Heimat fahren und wie die Autonummern so verrieten waren da einige heiße Ritte dabei wie z.B. Virginia, Washington State oder Texas. Ok, Texas Nummer hat unser Auto auch. Aber diese Autos waren keine Rental Cars, das waren Privatautos.
Ich kann schon mal verraten, die ganzen Heimfahrer werden morgen eine kleine Überraschung erleben. Davon aber morgen mehr.
Ein paar Impressionen von der Fahrt zwischen Hanksville und Bicknell bekommt ihr auch noch von mir geliefert. Ich will mal nicht so sein.
Das war´s für heute. Morgen geht es dann überraschend weiter. Gute Nacht bis dahin.