Kommen wir zu den Wanderungen, die wir gerne Hikes nennen, im diesjährigen Norwegenurlaub. Insgesamt sind 12 Hikes herausgekommen, mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Längen. Norwegen hat eine Menge zu bieten. Das am Ende nur 12 Hikes zustande kamen, hatte natürlich etwas mit der Länge unseres Urlaubes zu tun. Wir waren vom 05. - 22. August unterwegs. Rechnen wir mal kurz nach. 22 - 5 = 17 Tage. 12 Wanderungen in 17 Tagen, wobei die ein oder andere Stadtbesichtigung dabei war und natürlich auch An- und Abreise. Klingt doch gar nicht so schlecht und beweist wieder mal, wir sind halt doch Wanderfreaks.
Schauen wir uns einmal die Karte der Wanderungen an:
Fangen wir chronologisch an. Ich kneife mir an dieser Stelle eine Platzierungsliste. Alle Hikes haben etwas für sich gehabt. Die ein oder andere wurde nicht vollendet oder es wurde vom eigentlichen Plan abgewichen, aber immer hat es Spaß gemacht. Das sollte ja das wichtigste dabei sein.
Hikes No.1: Høyfjellet (Link zur Tourseite)
Eigentlich handelte es sich dabei nur um ein Auslaufen der langen Anreise. Wir hatten kurz vor der dänischen Grenze in Rendsburg übernachtet und waren sehr früh am Morgen weitergereist Richtung Hirtshals. Dort haben wir dann die Fähre nach Kristiansand genommen. Unterwegs hatte ich einen Migränenanfall bekommen. Das Kopfweh wollte einfach nicht verschwinden, ums Verrecken nicht. Kein Mittel half und auch der kurze Schlaf auf der Fähre hatte keine Besserung gebracht. Also fuhren wir direkt vom Fähranleger auf einen Parkplatz am Høyfjellet. Von dort ging es dann Richtung Meer. Aber vorher wurde noch etwas Nahrung zubereitet. Das Essen und die frische Meerluft taten gut und ließen das Kopfweh zurückgehen. Die Ausblicke die uns geboten wurden halfen natürlich auch dazu.
Hike No. 2: Bjørnevasshytta (Linke zur Tourseite)
Nördlich von Rysstad zweigt man von der Straße 9 nach rechts auf die 45 ab. Es geht in die Berge hinauf in Richtung des Sees Store Bjørnevatn. Der Rothe Wanderführer schreibt über die Wanderung folgendes:
"Am Vogelschutz-Moorsee Kyrelitjonn vorbei geht es durch einsames, von Seen akzentuiertes Hochland oberhalb der Baumgrenze.Das Mjageskor ist ein steiler Hangriss, durch den der T-markierte Pfad auf das Rotafjell führt, das in den Karten auch den Lokalnamen Rotafjodd trägt. Was einen gewissen Nervenkitzel betrifft, ist das Mjageskor dem Preikestolen und dem Bessegegen durchaus vergleichbar, allerdings ist es trotz der T-Markierungen weitaus weniger bekannt"
Auf dem Bild ist dieser Hangriss erkennbar. Leider haben wir hier dann abgebrochen. Nicht das es wirklich gefährlich gewesen wäre, aber meine Migräne vom Vortag war immer noch vorhanden und ich fühlte mich einfach nicht gut. Nach dem Abstieg habe ich mich dann in unser Dachzelt zurückgezogen und nochmals für fast 2 Stunden ein kleines Nickerchen gemacht. Meine Frau fühlte sich in diesen Anfangstagen etwas alleine. Entweder war ich wach und hatte Kopfweh oder ich schlief. Tut mir auch im Nachhinein noch richtig leid, aber wie ich schon an anderer Stelle einmal schrieb, mein Körper machte so etwas wie eine Entgiftung vom Alltagsstress, die die Zeit 2020 mit sich brachte, durch. Am nächsten Tag dann war das Kopfweh endlich Geschichte und der Urlaub konnte so richtig anfangen.
Hike No. 3: Langervatn (Link zur Tourseite)
Die davor liegende Nacht verbrachten wir an der Passstraße 987 zwischen Rysstad und Lysebotn. Bevor man die Serpentinen hinunter nach Lysebotn fährt kommt man am Parkplatz bzw. Trailhead vom Kjeragbolten vorbei. Diese viel belaufene Wanderung wollten wir aber gar nicht machen. Macht irgendwie gefühlt jeder seit einige Bilder bei Instagram hochgeladen haben, stehend auf einem Steinblock 1000 m über dem Fjord. Nice, aber nicht unbedingt unser Begehr am heutigen Tag. Eigentlich wollten wir hinunter nach Lysebotn und von dort eventuell mit einer Fähre weiterfahren. Außerdem ist der Weg bzw. die Serpentinen wirklich fahrenswert und macht einen höllischen Spaß. Leider fuhr aber keine Fähre zeitnah von unten weiter und wir fuhren wieder zurück. Bei der Rückfahrt entdeckten wir eine Abzweigung, der wir kurzerhand folgten. Als der Weg nicht mehr weiterging parkten wir unseren Volvo und liefen weiter. Zunächst auf einem Weg, später auch querfeldein. Es machte Spaß und ist nicht das das Wichtigste.
Hike Nr. 4: Preikestolen (Link zur Tourseite)
Der Preikestolen. Zu ihm muss man nicht viel sagen, einer der meistbesuchten Tagesziele in Norwegen. Jeder der hier unterwegs ist, will hinauf auf den, zu deutsch, Predigtstuhl. Die Massen an Touristen die hierher kommen, werden auf Parkplätzen verfrachtet, ein Parken umsonst ist hier nirgends nur annähernd möglich. Das Anlaufen vom nahegelegenen Campingplatz ist auch nur theoretisch möglich, da dies bedeuten würde zusätzlich 5 km einfach in Kauf zu nehmen. Das alles lässt man gerne über sich ergehen, denn das Ziel ist eine Laune der Natur, die es wenn überhaupt noch einmal, sehr selten gibt. Hoch über dem Fjord drohnt eine Plattform und lädt zum Verweilen ein. Weil das einfache sitzen auf dem Stein oft nicht genug Adrenalin ausschüttet, kann man hier auch gerne einmal an den Rand der Plattform sitzen und die Beine 1000 m über dem Fjord baumeln lassen. Überraschenderweise passiert so gut wie nichts. Von Unglücksfällen ist zumindest dem allwissenden Internet nichts bekannt.
Hike Nr. 5: Bondhusbrea (Link zur Tourseite)
Auf dem Weg von Odda in Richtung Westen durchquert man den Folgefonntunnelen. Mit 11.137 m ist der Folgefonn der drittlängste Tunnel in Norwegen. Man fährt also relativ lange darin. Am anderen Ende bleibt man auf der 551 und biegt in Bondhus nach links ab. Von hier geht es zum Trailhead der Bondhusbrea-Wanderung. Da im August 2020 die Norweger selber noch sehr zahlreich unterwegs waren, wurden wir in Bondhus selber von einem Bauern angehalten, der meinte der Parkplatz am Trailhead wäre voll besetzt und wir könnten bei ihm im Hof parken. Dafür wollte er natürlich einen kleinen Obolus. Gesagt, getan und unsere Wanderung am heutigen Tag wurde um ca. 1 km länger als geplant. Machte aber nichts, denn sie war wunderschön.
Es geht ansteigend das Tal in Richtung Gletscher hinauf bis man den smaragdgrünen Gletschersee erreicht. Hier haben die meisten dann die Wanderung abgebrochen und ihre Füße und vielleicht auch sonstiges in das kalte Nass hängen lassen. Wir sind weiter gelaufen, am See entlang und dann wieder ansteigend, um die Gletscherzunge zu erreichen. Ist uns nicht ganz gelungen, weil in den letzten 15 Jahren diese um ca. 200 m zurückwich und deshalb unerreichbar war. Aber seht euch die Bilder selber an.
Hike Nr. 6: Ullensvang Nosi (Link zur Tourseite)
Nördlich von Odda, auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords, liegt das kleine Städtchen Ullensvang. Dort im Hafen parkten wir unseren Volvo und starteten zu diesem einzigartigen Hike. Es geht hinauf, richtig aufwärts, in den Nationalpark Hardangervidda. Dort warten zig-Tages und -Mehrtageswanderungen darauf begangen zu werden. Wer abenteuerlustig ist, sollte sich sein Zelt schnappen und diese Landschaft hier erkunden. Wir wollten einfach nur hinauf zur Nosi und weil wir nicht auf 2/3 des Weges abbrechen, auch noch gleich bis ganz hinauf zur Hochebene. 1000 Höhenmeter müssen erklommen werden und jeder einzelne davon ist es wert. Oben am Berg haben wir dann unsere müden Füße in den eiskalten Bach geworfen. Es war einfach wunderschön, aber anstrengend. So wie jede Wanderung einfach sein sollte.
Hike Nr. 7: Knutshøe (Link zur Tourseite)
Ein weiterer Höhepunkt hier im Süden Norwegens. Die Mehrheit der Wanderer überquert den berühmten "Sensengrat" Besseggen im Nationalpark Jotunheimen. Eine 2-Tageswanderung, die wir aber nicht gehen wollten. Unser Ziel war die Überquerung des Knutshøe. Ein schmaler Grat gegenüber dem Besseggen, mit einzigartigen Aussichten auf den Nationalpark, den vielen Seen und Täler. Zusätzlich bietet die Wanderung noch ein klein wenig Nervenkitzel, weil kurz vor dem Gipfel muss noch eine kleine Klettereinlage überstanden werden. Damit man schon weiß was einem erwartet, ist gleich zu Beginn des Aufstieges auf den Grat, eine erste Klettereinlage fällig. Wer diese nicht überwindet, kommt erst gar nicht zur zweiten. Kann ein Vorteil sein. Man könnte den Knutshøe auch von hinten nehmen. Müsste dann allerdings den ganzen Weg hin- und zurücklaufen. Macht irgendwie keinen Sinn.
Unser Tag auf dem Knutshøe war einzigartig. Blauer Himmel und relativ warm. Diese Wanderung ist ein Muss hier in der Gegend und ich werde sie sicher nicht zum letzten Male gemacht haben.
Hike Nr. 8: Krossbu(Link zur Tourseite)
Die Wanderung führt ab Krossbu in Richtung des Smørstabbreen. Der Smørstabbreen ist ein mächtiger Gletscher innerhalb des Jotunheimen Nationalparks. Der Trailhead dieser Wanderung befindet sich an der Passstraße 55 über den Sognefjell. Geparkt wird an der Krossbu Turisthytta. Hier gibt es nicht nur die Möglichkeit zum Parken, sondern auch um zu Campen. Das aber nur nebenbei. Von da ab verläuft ein mehr oder weniger gut ausgeschilderter Weg in Richtung der Gletscherzunge. Wir hatten uns etwas verlaufen, was aber hier nicht schlimm ist und jederzeit wieder gut gemacht werden kann. In unserem Falle mussten wir nur einen nicht mit wenig Wasser versehenen Bergbach überqueren und zwar an einer Stelle an der das Überqueren eigentlich nicht vorgesehen ist. Funktionierte aber gut und wir konnten unseren Weg auf dem dafür vorgesehenen Pfad fortführen.
Die Gletscherlandschaft hier oben ist einzigartig und trotz August war hier noch überall mächtig Schnee vorhanden. Auch diese Wanderung ist ein Muss um sich der Natur hier oben zu nähern. Das Bergpanorama, der Schnee, das klare kalte Wasser in den Bächen und der zum Greifen nahe Gletscher. Zutaten für einen unvergessenen Tag.
Hike Nr. 9: Patchellhytta (Link zur Tourseite)
Der Zugang zum Trailhead gelingt über eine Mautstraße von Stranda aus. Leider kann man diese Mautstraße nur mit Bargeld zahlen und gewechselt wird nicht, weswegen wir versprachen das fällige Endgeld zu überweisen. Eine andere Möglichkeit gab es auch nicht. Der Weg zu den Patchellhytta geht stetig aufwärts, zumeist an einem Bach entlang. Der Weg ist sehr steinig, teilweise geht es nur über größere Felsblöcke und jeder Schritt muss mit bedacht gesetzt werden. Ein schnelles Vorwärtskommen ist deswegen nur eingeschränkt möglich, was aber auch wieder egal ist, da die Gegend hier einfach wunderschön ist.
Übrigens könnte man in der Patchellhytta auch übernachten und die Ganztageswanderung zum Slogen (1564 m) machen. Ein wunderschöner Berg mit einer 30 Grad steilen Gipfelhang. Auf der anderen Seite fällt er dagegen steil in den Hjorungfjord ab. Infos wie man auf dieser Selbstversorgerhütte übernachten kann gibt es hier: Link
Hike Nr. 10: Farstadstranda (Link zur Tourseite)
In Farstad am Farstadstranda liefen wir zur Halbinsel Nordneset. Das war jetzt keine Riesenwanderung, aber eine schöne Abwechslung. Wir hatten als Alternative zu unserem Dachzelt in Averøya, südwestlich von Kristiansund, eine Ferienwohnung gemietet. Aber ganz ohne Laufen ging auch so ein Tag nicht vorüber, außerdem wollten wir etwas von der Landschaft sehen. Zum Baden war uns allerdings nicht zumute, wobei mit ein wenig gutem Willen wäre wohl auch das gegangen.
Hike Nr. 11: Trollkyrkja (Link zur Tourseite)
Die Wanderung zur Trollkyrkja ist wohl eine der meistbegangenen in dieser Gegend, südwestlich von Kristiansund. Um die "Kathedrale" zu schaffen, brauchte die Natur mehrere Millionen Jahre. Die Trollkirche ist ein Höhlensystem mit mehreren Einstiegen und Seitengängen, die vom Wasser gegraben wurden, das durch den Berg fließt. Die Trollkirche besteht heute aus drei Grotten. Eine Sage berichtet von einem Hund, der einmal in die Höhle lief und auf der anderen Seite des Gebirges wieder herauskam. Wir kamen wieder da raus wo wir reingegangen waren. Ein guter Tipp wäre es Taschenlampen mitzunehmen, da es in der Höhle selber recht dunkel ist, so ohne Licht.
Bevor man allerdings zum Eingang in die Höhle kommt, muss man den Berg rauf und der Anstieg kann schon das ein oder andere Korn kosten. Ist man dann aber oben am Eingang der Höhle ist das wieder vergessen und man steigt in eine andere Welt ein. Macht auf jeden Fall Spaß.
Hike Nr. 12: Hardbakken (Link zur Tourseite)
Der Hardbakken ist ein 1339 m hoher Berg im Nationalpark Dovre, östlich von Dombås. Zum Fuße des Hardbakken verläuft der Olavsweg, ein Pilgerweg von Oslo nach Trondheim. Kurz vor dem letzten Anstieg hinauf zum Hardbakken kreuzt man den Olavsweg und kommt auch an einem Steinhaufen vorbei. Angeblich lassen die Pilger dort seit vielen Jahren einen Stein zurück. Dieser soll das Zurücklassen ihrer Belastungen und Bürden symbolisieren. Ob dies stimmt konnte ich im Internet aber nicht validieren. Finde aber es wäre eine schöne Erklärung dafür.
Der Berg war unser Wanderabschluss des Urlaubs. Wir fanden den Namen für den Berg sehr passend. Hardbakken. Der Weg und die Gegend hier ist echt was für harte Bakken.
Das waren also die 12 Wanderungen des Urlaubs und weil für manche das viele lesen zu anstrengend ist, habe ich das ganze noch mal in einer Tabelle etwas übersichtlicher gestaltet. Ich will ja niemand überfordern.
Tabellarische Auflistung der Wanderungen
Name |
Länge in km |
Höhe in m |
Links |
---|---|---|---|
Høyfjellet |
3,13 |
27 | |
Bjørnevasshytta |
6,92 |
180 | |
Langavatnet |
5,98 |
188 | |
Preikestolen |
8,88 |
351 | |
Bondhusbrea |
12,7 |
442 | |
Ullensvang Nosi |
12,2 |
1004 | |
Knutshøe |
13,7 |
609 | |
Krossbu |
4,87 |
200 | |
Patchellhytta |
14,1 |
438 | |
Farstadstranda |
5,54 |
15 | |
Trollkyrkja |
6,93 |
488 | |
Hardbakken |
10,3 |
452 | |
Gesamt |
105,25 |
4394 |
Damit ist der Urlaub fast aufgearbeitet. Kommen wir also zum Abschluss. Einfach mit WEITER auf die nächste Seite.